Abruptes Saisonende für den EHC Adelboden

Die Eishockeysaison für die 1. Liga-Mannschaft des EHC Adelboden ist vorbei. Das Team blickt auf eine zähe Meisterschaft zurück, die ein jähes Ende gefunden hat. Ein Protokoll einer Playoff-Pechsträhne. 

Die Eishockeymeisterschaft 2023/24 ist für den EHC Adelboden bereits Geschichte. Die 1. Liga-Mannschaft schied am vergangenen Samstag, 10. Februar 2024, im dritten Spiel der Playoff-Viertelfinals aus. Gegen den EHC Saastal gingen die Engstligtaler in der Serie 3:0 unter. Ein abruptes Saisonende. Doch auch eines, das sinnbildlich für den Saisonverlauf steht? Nein. Im Gegenteil: Es war ein Aus, das den Kämpferherzen der Adelbodner bei weitem nicht gerecht wurde. Das Playoff-Schicksal der Adler in drei Akten:

Viertelfinal Spiel 1, 6. Februar 2024, EHC Saastal vs EHC Adelboden, Iischi Arena Brig

Endlich war es soweit, die Playoffs wurden auswärts gegen den EHC Saastal eingeläutet. Die Walliser genossen dank besserem Tabellenrang das Heimrecht und durften vor heimischem Publikum starten. Davon liess sich der EHC Adelboden aber nicht beirren. Selbstbewusst, ausgeruht und gut gelaunt reiste das Team um die Trainer Putz Schranz und Marco Gyger nach Brig. Gleich zu Beginn hatten die Adelbodner gute Chancen ennet des Lötschbergs in Führung zu gehen. Entgegen dem Spielverlauf musste der EHCA vor der ersten Pause einen Doppelschlag der Gastgeber verkraften. Im Mitteldrittel vermochten die Berner Oberländer ihre Chancenüberlegenheit endlich in ein Anschlusstor umzumünzen. Johny Christen schoss das 2:1 – kein schönes, aber ein erarbeitetes Tor. Kurz vor dem Ende des zweiten Drittels überstanden die Gäste mit viel Herzblut eine doppelte Unterzahl. Auch im letzten Drittel kam der EHCA zu vielen guten Chancen, doch erst eine Einzelaktion von Dario Kropf, 90 Sekunden vor Schluss, brachte den lang ersehnten Ausgleich. Bedeutete: Verlängerung. In der Overtime hatten beide Seiten gute Chancen, den Siegtreffer zu erzielen, wobei das Momentum wohl mehr beim Gästeteam lag. Dieses musste sich wiederum zwei Minuten lang mit zwei Spielern weniger behaupten. Zum Ende beendete ein Sonntagsschuss der Saastaler die Partie zu Ungunsten der Adelbodner. Fazit: Nervös begonnen, stark gesteigert, unglücklich verloren. Saastal 1, Adelboden 0. 

Viertelfinal Spiel 2, 8. Februar 2024, EHC Adelboden vs EHC Saastal, Arena Adelboden

Heimspiel! Das Credo der Adler lautete ganz klar: «Der Ausgleich muss her»! Beide Teams starten mit hoher Intensität ins Spiel. Ärgerlich für die Einheimischen, dass Saastal bereits in der zweiten Spielminute durch einen Schuss von der blauen Linie in Führung ging und kurz darauf versuchte, nachzudoppeln. Der Puck prallte aber (zum Glück für die Gastgeber) am Pfosten ab. Im Anschluss zeigte sich die Partie ausgeglichen, bis dass Captain Marcon sich mit einem schönen Alleingang Raum vor dem gegnerischen Tor verschaffen hatte und Alexander Tschanz lancierte, der zum Ausgleich einschob. Im Mitteldrittel tauchte Sandro Brechbühl nach einer tollen Sololeistung plötzlich vor dem Saaser Goal auf – der beherzte Auftritt wurde aber nur mit einem Pfostenschuss belohnt. Der EHC Saastal hingegen hatte mehr Glück und zog 1:2 davon. Keine zwei Minuten später und dank Chaos vor dem Tor der Gäste gelang Thierry Dähler der Ausgleichtreffer. Durchschnaufen war angesagt. Aber nicht lange, denn ärgerlicherweise ging der Saastal-Spieler Steiger vor Friedlis Kasten vergessen. Dieser liess sich nicht zwei Mal bitten und brachte den EHC Saastal wieder mit 2:3 in Führung. Bald darauf war es wieder Thierry Dähler, der für Adelboden ausglich. Innert sechs Minuten bekamen die zahlreich anwesenden Fans vier Tore zu sehen! Im Schlussdrittel war es der EHC Adelboden, der die besseren Chancen hatte – doch die 20 Minuten blieben torlos. Wiederum hiess es: Overtime. In dieser hatte der EHCA den Sieg bereits auf der Kelle, als der Schiedsrichter das Spiel jähr unterbrach: Ein Wechselfehler und eine 2-Minutenstrafe wegen «Zu viele Spieler auf dem Eis» gegen den EHC Adelboden. Ein folgenschwerer Fehler, der den Gästen den Siegtreffer in Überzahl bescherte. Bitter für die Einheimischen!  Saastal 2, Adelboden 0.

Viertelfinal Spiel 3, 10. Februar 2024, EHC Saastal vs EHC Adelboden, Iischi Arena Brig

Beim zweiten Spiel in der Iischi Arena in Brig bot sich den Zuschauerinnen und Zuschauern ein ausgeglichenes Spiel. Nach verhaltenem Start von beiden Mannschaften nahm das Spiel im zweiten Drittel richtig Fahrt auf. Adelboden kämpfte um eine weitere Partie zuhause – es hiess: Alles oder nichts. Nach dem Führungstreffer von Saastal konnte Adelboden dank Kaufmann ausgleichen und wenig später in Überzahl nach einem Treffer von Roth zum ersten Mal in dieser Serie in Führung gehen. Im Schlussdrittel hatte Adelboden den Gegner weitgehend im Griff, bis der Saaser Goalie eine «Schauspieleinlage» zeigte und Marcon auf die Strafbank geschickt wurde. Eine äusserst kleinliche Strafe, die prompt zum Ausgleich für Saastal führte. Vier Minuten später erhöhten die Einheimischen, erneut in Überzahl, auf 3:2. Dies war die Entscheidung in diesen Viertelfinals. Der EHC Adelboden unternahm zwar noch alles, doch die schweren Beine in der dritten Partie innert sechs Tagen machten sich bemerkbar und so konnte ein frühzeitiges Saisonende nicht mehr verhindert werden. Resüme: Saastal 3, Adelboden 0.

Der Vorhang war gefallen. Die Saison zu Ende. Das war hart. Und tat weh. Für eine erfolgreiche Serie fehlten schliesslich die nötige Effizienz, das Glück der Hockeygötter und auch ein wenig die Erfahrung in diesem jungen Team. Doch aus «was wäre, wenn», wurde in der letzten Woche ganz schnell «es ist». 

Wie geht es nun weiter? «Wir planen jetzt unsere Abschlussreise», heisst es aus den Teamreihen. Etwas abgeklärter nimmt der Sportchef des EHC Adelboden, Mario Brügger, Stellung: «Trotz der momentan grossen Enttäuschung können wir mit etwas Abstand eine positive Bilanz der vergangenen Saison ziehen. Der sechste Rang nach der Qualifikation war, angesichts der zahlreichen Verletzungen und des sonst schon (zu) schmalen Kaders ein schöner Erfolg». Bitter ist, ganz klar, dass alle drei Playoff-Partien bis zum Schluss völlig offen waren und die spielerischen Vorteile eher bei den Engstligtalern lagen. Zudem gäbe es die vielen Highlights der Saison zu würden, sagt Teamleiter Brügger: «Ein grosses Kompliment und ein Dank geht ans ganze Trainerstaff von Putz Schranz und Marco Gyger. Eine Mannschaft trotz viel Verletzungspech immer wieder mental aufzubauen, zeugt von grosser Stärke und ist vor allem ihr Verdienst. Und grosse Freude machen mir auch die vielen jungen Spieler im Team, die gezeigt haben, was in ihnen steckt.» Zudem sei auch Captain Bruno Marcon zu erwähnen, seine sportliche Saison lasse ihn und viele andere einmal mehr staunend zurück. Teamleiter, Marco Koller, pflichtet Brügger bei und ergänzt: «Mit etwas mehr Kaltblütigkeit und Wettkampfglück wäre auch bestimmt mehr drin gelegen». Er fügt an: «Aber so geht das halt im Sport: Wenn’s läuft, dann läuft’s, wenn nicht, dann nicht».

Hinter den Spielern der ersten Mannschaft des EHC Adelboden und deren Staff liegt eine, auch mental, anstrengende Meisterschaft. Nun lassen die Adelbodner ihre Saison vorerst im Eistraining und an den Grümpelturnieren Mitte März ausklingen, bevor es bis Ende April in die verdienten Hockeyferien geht. Nach der Saison ist vor der Saison: Ab Mai bereitet sich der Kader bereits wieder auf die Meisterschaft 2024/25 vor. Der EHC Adelboden bedankt sich bei allen Sponsor:innen, Gönner:innen, Staff, Freiwilligen und der Freizeit- und Sportarena Adelboden für die grosse Unterstützung des Vereins.