Heimsieg: Späte Freude überstrahlt Strafen-Frust
Mit der Lancierung der Playoff-Viertelfinalserie begrüsste der EHC Adelboden letzten Donnerstag, 9. Februar 2023, den HC Sarine-Fribourg. Der Gegner: Ein Aufsteiger aus der 2. Liga, einer, der – ganz zum Missfallen der Adelbodner – das körperbetonte Eishockey zelebriert, einer gegen den sich die Engstligtaler bereits in der Meisterschaft schwertaten. Die letzte Begegnung: 3:0 verloren.
Was also war der Plan vom Coaches-Duo Schranz und Gyger? Druck machen, Tore schiessen!
So überzeugt, wie gewillt kam Adelboden schliesslich aus der Garderobe und preschte von Beginn weg mit hohem Tempo, wunderschönen Auslösungen und Passspielen vor. Im schnellen ersten Drittel, das kaum Unterbrüche verzeichnete und gerade mal eine Strafe des Gegners auf dem Matchblatt notiert werden musste, positionierten sich die Gastgeber im Fribourger Drittel. Die Chancen: mehrfach, Tore: keine!
Das zweite Drittel startete, wie das erste aufgehört hatte: Mit schnellem Spiel auf beiden Seiten. Doch wie auch zu Beginn der Partie wollte der Puck einfach nicht ins Netz. Dies änderte sich auch nicht, als Adelboden zweimal mit einem Mann mehr spielen konnte. Und wie so oft im Sport, kippte das Spiel plötzlich zu Gunsten des Gegners. Dario Kropf musste für zwei Minuten auf der Strafbank Platz nehmen, der HC Sarine-Fribourg ging in Führung. Die Härte des Spiels bekam auch Alexander Tschanz zu spüren: Der Stürmer fiel nach einem Schuss ins Gesicht für den Rest des Spiels aus und musste noch am Abend ärztlich versorgt werden.
Wieder komplett, sah sich Adelboden kurz vor Ende des Mitteldrittels mit einer doppelten Überzahlsituation konfrontiert. Die Mannschaft aus dem Lohnerdorf warf nun alles in eine Waagschale, erhöhte den Druck nochmals merklich und «endlich» klappte es: Captain Marcon lancierte im Powerplay gekonnt Topscorer Kropf und plötzlich stand es eine Minute vor Drittelsende 1:1.
Umstrittene Strafe
Hungrig darauf, das Spielgeschehen endgültig zu übernehmen, starteten beide Teams in den letzten Abschnitt der regulären Spielzeit. Nach zwei Fribourger Strafen gleich zu Beginn, vier Minuten in Überzahl und wiederum etlichen Torabschüssen später, zeigte die Matchuhr noch immer den gleichen Spielstand an. Taktisch waren die Berner Oberländer ihren Kontrahenten über weite Teile überlegen, kamen mehrfach zum Abschuss vor dem Tor des HC Sarine-Fribourg. Aber der junge Torhüter schien unbezwingbar.
Was ebenfalls auffallend war: Die Fribourger Spieler loteten mit ihrer aggressiven Spielweise oftmals die Grenzen des Regelwerks aufs Äusserste aus, so dass sich manch ein/e auf den Tribünen fragen durfte, warum solche Situationen von den Spielleitern goutiert wurden (Anm.: Die Interpretation der Autorin kommt freilich nicht aus ganz neutraler Perspektive). Das war auch der Fall, als die Offiziellen weniger als eine Minute vor Schluss mit Santschi und Marcon zwei Einheimische auf die Strafbank schickten – beide Vergehen höchst umstritten, entsprechend die Stimmung bei Athleten und Fans. Fribourg vermochte die Situation aber nicht auszunutzen, so dass es nach 60 Minuten immer noch 1:1 stand.
Hart umkämpfte Entscheidung
Nach einer weiteren 15-minütigen Pause wurde in dieser Serie die erste Verlängerung eingeläutet. Der Modus: 20 Minuten, 5 gegen 5, bis zum ersten Tor. Weil Adelboden immer noch knapp eine Minute mit zwei Leuten weniger spielen musste, positionierten sich die Gäste in der Offensive und machten gehörig Druck vor Friedlis Tor. Dabei meinte es das Glück gut mit dem Team aus dem Lohnerdorf: Zweimal trafen die Fribourger nur das Torgehäuse, Friedli blieb gekonnt souverän.
Als es zu einer erneuten Unterzahlsituation für Adelboden kam, drohte das Momentum zu kippen. Der EHCA überstand auch diese und es war beachtlich: Obschon beide Teams nun 75 Minuten Eishockey in den Beinen hatten, tat dies dem Tempo keinen Abbruch, im Gegenteil – es wurde weiter hart gekämpft. Und der Kampf zahlte sich letztendlich aus: Kurz vor 23 Uhr abends gingen Jubelschreie durch die Freizeit- und Sportarena. Dario Kropf passte einen wunderschönen Zuschuss genau auf Bruno Marcons Kelle, welcher sich nicht noch einmal bitten liess und den Puck endlich ins Fribourger Tor versenkte. Ein Treffer der längst überfällig war, einer mitten ins Hockeyherz. Danach brachen alle Dämme: Welch eine Genugtuung nach einem solchen Effort!
Fazit:
Mit dem HC Sarine-Fribourg als Gegner ist nicht zu spassen. Das Team aus dem Nachbarkanton ist hartnäckig, mental stark, seine Spielweise betont hart. Die nächsten Aufeinandertreffen in dieser Serie werden wohl nicht minder intensiv. Darauf gilt es sich einzustellen. Dank dem Heimsieg im ersten Match hat sich das Team von Putz Schranz und Marco Gyger selber bewiesen, dass es sich nicht von Statistiken oder Erfahrungen beeinflussen lässt. Die Mannschaft zeigte Grösse und Nervenstärke. Sie zeigte auch, dass sie ihre Emotionen bändigen und mit einer geschlossenen Teamleistung Siege hart erarbeiten kann. Auch wenn es 78 Minuten dauert.
Das nächste Heimspiel (Spiel 3) findet am Dienstag, 14. Februar 2023, 20:15 Uhr, in der Freizeit- und Sportarena statt. Ein eventuelles Spiel 5 startet am 18. Februar 2023, 17:30 Uhr, in Adelboden.
Für den EHC Adelboden, Stefanie Inniger